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Insekten: Ohrenbetäubende Zikadeninvasion steht an

In den USA schlüpfen ab Ende April 2024 gewaltige Mengen an Insekten: Die Menschen vor Ort müssen sich auf eine enorme Geräuschkulisse gefasst machen.
Zahlreiche Zikaden mit schwarzem Körper, durchsichtigen Flügeln und roten Augen sitzen auf einer grünen Pflanze, deren Blätter ringsherum angeordnet sind
Regelmäßig kommt es im Osten der USA zum massenhaften Schlupf von Zikaden – nach ein paar Wochen ist der Spuk dann meist vorüber.

Weite Teile der östlichen Vereinigten Staaten werden ab Ende April 2024 ein Naturspektakel erleben: Gleich zwei große Populationen an Zikaden werden je nach Region zeitgleich in den Wochen bis Juni schlüpfen – die so genannte Brut XIX der 13-Jahres-Zikaden und die Brut XIII der 17-Jahres-Zikaden, die sich aus verschiedenen Arten der Gattung Magicicada zusammensetzen. Ein derartiges Ereignis komme nur alle 221 Jahre vor, schreiben John Cooley und Chris Simon von der University of Connecticut auf »The Conversation«.

Diese Insekten verbringen lange Jahre als Larven im Boden, bevor sie sich nach 13 beziehungsweise 17 Jahren zu erwachsenen Tieren fortentwickeln, massenhaft aus dem Boden schlüpfen und sich neu verpaaren. Jedes Weibchen legt dann hunderte Eier in dünne Baumzweige, aus denen sich dann Nymphen entwickeln. Diese lassen sich anschließend zu Boden fallen, wo sie über die Jahre hinweg leben, bevor ein neuer Zyklus beginnt. Von diesen Zikaden gibt es unterschiedliche Bruten im Verbreitungsgebiet, die jeweils in verschiedenen Jahren auftauchen.

Dabei erreichen sie extreme Dichten von bis zu mehreren Millionen Individuen pro Hektar, was jeden Fressfeind überwältigt: Vögel, Insekten fressende Säugetiere oder Reptilien können nicht so schnell auf dieses Massenauftreten reagieren und sich fortpflanzen, um nennenswert den Bestand zu verringern. Die Insekten können sich also in großer Zahl vermehren und garantieren so das nächste Massenereignis, solange die Larven im Untergrund nicht dezimiert werden.

Für Menschen bedeutet das Spektakel für kurze Zeit einen enormen Lärmpegel, wirtschaftlichen Schaden richten die Insekten jedoch kaum an, obwohl sie an Baumwurzeln saugen. Obstbauern oder Winzer sollten nur vermeiden, in den zwei Jahren vor dem Ende eines 13- oder 17-jährigen Zyklus neue Pflanzen zu setzen. Zikadenweibchen platzieren ihre Eier in jungen Zweigen, die dadurch absterben können. Bei massenhaftem Befall schädigt dies mitunter die ganze Jungpflanze. Erwachsene Bäume können damit jedoch umgehen. Umgekehrt düngen die verrottenden Leiber der toten Zikaden anschließend das Ökosystem.

Der Klimawandel könnte die Periodizität der Zikaden jedoch beeinflussen und aus 17-Jahres-Zikaden 13-Jährige machen, wie vergangene Entwicklungen nach der letzten Eiszeit zeigen: Mit den steigenden Temperaturen entwickelten sich einige Bruten nach und nach früher, bis sie das kürzere Intervall erreicht hatten. Gegenwärtig existieren noch zwölf Bruten der 17-Jahres-Zikaden und weiter südlich in wärmeren Gefilden drei Bruten mit einem 13-Jahres-Zyklus.

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