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»Der unsichtbare Löwe«: Ausgeglichen und angemessen reagieren

Benjamin Frys Modell des Nervensystems bildet die Grundlage für Übungen zum Abbau von Stress und Angst. Seine Argumentation gerät dabei mitunter etwas eindimensional.
Illustration einer Frau, die ängstlich durch ihre Hände mit gespreizten Finger schaut

Plattitüden wie »Unser Nervensystem ist ein maßgeblicher Akteur unseres Verhaltens« klingen zwar im ersten Moment recht eingängig, doch schnell fragt man sich nach dem Mehrwert solcher Aussagen. Durchziehen doch seit Descartes’ philosophischer Trennung von Körper und Geist etliche Ansätze die Geistesgeschichte, die zunächst einen solchen Dualismus postulieren, um ihn dann im Lauf ihrer Argumentation wieder zu hinterfragen oder gar aufzulösen. Nachdruck verleiht Fry seinen Thesen durch den Verweis auf seine eigene Lebensgeschichte, die durch frühe Verluste von Bezugspersonen, Abstürze und diverse Therapieversuche gekennzeichnet ist. Dann, so der Autor, habe er die im Buch beschriebene Methode entdeckt – die er seither verbreitet.

Mit seiner Aussage, sein Programm schaffe, wie viele spirituelle Lehren und Religionen, eine »Transformation von Angst in Liebe« und reguliere in diesem Transformationsprozess unser Nervensystem, liefert der Autor fast schon ein Heilsversprechen. Und sicher ist es erfreulich, wenn Menschen mit diesem Ansatz arbeiten können und er ihnen hilft. Vorsichtiger sollte Fry jedoch mit dem Aburteilen anderer Ansätze sein. Denn in der Praxis zeigt sich immer wieder, dass unterschiedliche Menschen auf unterschiedliche Methoden ansprechen, eine gewisse Vielfalt also produktiv ist.

Insgesamt ist der Ton des Buchs jedoch sympathisch, und sein Ansatz und seine Übungen wirken wie freundliche Einladungen. Letztlich bleibt es den Lesenden überlassen, daraus das mitzunehmen, was ihnen weiterhilft, und den Rest – in spiritueller Manier – loszulassen.

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